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Wie Geflüchtete nicht in die Schuldenfalle tappen
Rund 30 Menschen, die auf ihrer Flucht aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine in die Gemeinde Niederkrüchten gekommen sind, waren am Dienstag ins Pfarrheim der katholischen Pfarrgemeinde St. Bartholomäus gekommen. Eingeladen hatten die Gemeinde Niederkrüchten, die Flüchtlingshilfe und die Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas.
Anlass für die Veranstaltung, deren Inhalte gleich vor Ort in drei Sprachen übersetzt wurden, waren Gespräche mit Geflüchteten rund um das Thema Schulden, die sich im Rahmen der intensiven und professionellen Betreuung durch die Gemeindeverwaltung und die Flüchtlingshilfe ergeben hatten. „Die Gefahr sich in Deutschland zu verschulden, lauert für viele Geflüchtete an ganz unterschiedlichen Stellen des Alltags“, erklären Niels Riskes, Sozialarbeiter der Gemeinde Niederkrüchten, Ulrike Schneider-Rox von der Flüchtlingshilfe sowie Elisabeth Mankertz von der Schuldner- und Insolvenzberatung. Dies berichteten Geflüchtete immer wieder zum Beispiel bei den in der Gemeinde stattfindenden Deutschkursen. Hauptursache ist im weitesten Sinne der grundlegend andere Umgang mit Geld in den Herkunftsländern. So haben Geflüchtete teils keine Erfahrung mit regelmäßigen Einnahmen auf einem Girokonto und gleichzeitigen Abbuchungen für Mobilfunkverträge, Miete oder Energie. Einige bevorzugen, ihre laufenden Kosten bar zu begleichen, sodass Konten oft nicht oder nur teilweise gedeckt sind. Die Gründe sind teils ganz einfach: In manchen Ländern ist das bei der Bank eingezahlte Geld nur physisch an diesem Ort vorhanden. Ist die Bank geschlossen oder wird gar gesprengt, besteht kein Zugriff auf das eigene Geld. Onlinebanking oder Kartenzahlung gibt es oft gar nicht.
Am Dienstag berichtete Elisabeth Mankertz, zu welchen Problemen dieser Umgang mit Geld in Deutschland führen kann: So können ein negativer Schufa-Eintrag oder eine erfolglose Abbuchung der Miete zum Verlust des Kontos oder im schlimmsten Fall zu Obdachlosigkeit führen.
Neben wichtigen Tipps, um eigene Schulden zu vermeiden, nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der rund zwei Stunden langen Veranstaltung vor allem eines mit: Infos zu Beratungsstellen und Kontakte zu Menschen, die ihnen helfen. Denn Schulden sind oft mit Scham verbunden, sodass Betroffene sich zu diesem Thema nicht mit anderen austauschen. Grundlegende Informationen zum Vermeiden von Schulden und die Weitergabe wertvoller Kontakte standen so im Mittelpunkt der Infoveranstaltung, die in dieser Form erstmals im Kreis Viersen stattfand. Am Ende waren sich die Initiatoren einig, dass das Format bei Bedarf fortgeführt und durchaus auch andernorts eingesetzt werden sollte.